Chengdu
Hier steppt der Bär!
18.07.2016 - 21.07.2016
32 °C
Es ist noch gar nicht so lange her seit unserem ersten Chinabesuch und schon sind wir wieder im Reich der Mitte angelangt. Unser erster Besuch an der Ostküste und der Abstecher in die Provinz Yunnan haben uns so neugierig gemacht, dass wir uns entschlossen haben, dort anzuknüpfen, wo wir das letzte Mal aufgehört haben. Die Provinz Sichuan, die wir uns für unsere Sommerferien ausgesucht haben, grenzt im Süden nämlich an Yunnan.
Nach einem langen, aber unbeschwerlichen Flug via Hongkong sind wir mit etwas Verspätung am frühen Nachmittag in Chengdu, der Provinzhauptstadt, angekommen. Hier schlägt uns gleich das feucht-heisse Klima entgegen, sodass wir den Rest des Nachmittags bei laufender Klimaanlage im Zimmer versuchen, unseren Jetlag auszukurieren, was jedoch noch einige Tage in Anspruch nehmen wird.
Zürich Flughafen: Unsere Cathay Pacific B-777 steht zum Abflug bereit.
Zwischenhalt in Hong Kong.
Auf Erkundungstour
Wie in jeder Stadt Chinas gibt es auch in Chengdu zahlreiche Tempel und Schreine zu entdecken, die man sich, so müssen wir (leider) feststellen, mit vielen, vielen chinesischen Touristen teilen muss. Denn jeder Chinese, der etwas von sich hält und das nötige Kleingeld besitzt (und das sind nicht wenige), macht Ferien im eigenen Land und sieht sich die Schätze seiner Heimat an. Zum Glück stösst man immer wieder auf stille Ecken und Innenhöfe, in denen man die besinnliche Atmosphäre dieser heiligen Stätten spüren kann.
Wenshu-Tempel:
Zwei Metrostationen weiter Südlich steht man im modernen Stadtzentrum. Chengdu kann sich zwar (noch) nicht mit Shanghai messen, aber die Stadt ist im Aufwind und das merkt man. Uns ist besonders aufgefallen, wie sauber die Stadt ist - kein Papierfetzchen, kein Zigarettenstummel und keine leeren Getränkedosen weit und breit!
Der Tianfu-Platz, das moderne Herz Chengdus.
Kaum tritt man aus der Metro an die Oberfläche, wird man von Onkel Tse begrüsst.
Zu Besuch bei Tao-Tao
Wer erinnert sich noch an den kleinen Tao-Tao, den Zeichentrick-Panda, der in den 80-ern im deutschen Fernsehen über den Bildschirm flimmerte? In Chengdu hat man heute die Möglichkeit, die putzigen Pandabären aus nächster Nähe zu beobachten. Die Provinz Sichuan ist - nebst wenigen anderen Regionen Südchinas - der natürliche Lebensraum dieser Tiere und hier wird deshalb versucht, die bedrohten Bestände mittels Aufzucht und Auswilderung aufzustocken (was nicht ganz einfach ist, da die drolligen Einzelgänger äusserst "paarungsfaul" sind). Die Tiere gelten zwar weiterhin als bedroht, aber die Zuchtversuche zeigen Erfolge. Verschiedene solche Aufzuchtstationen um Chengdu sind für Besucher zugänglich, wobei der wissenschaftliche Aspekt etwas in den Hintergrund rückt.
Die weitläufige Anlage kann zu Fuss oder per Shuttlebus erkundet werden - Westler tendieren zu Ersterem, Chinesen zu Letzterem.
Pandas fühlen sich auf 2000 m.ü.M. am wohlsten. In der drückenden Sommerhitze Chengdus neigen sie eher zur Trägheit.
Ebenfalls anzutreffen sind die so genannten "Roten Pandas", die mit den Riesenpandas aber nicht näher verwandt sind.
In den Innenanlagen ist etwas mehr Action angesagt, wenn auch nur minim.
Im "Kreisssaal" wird der Nachwuchs in Brutkästen gestärkt und auf sein zukünftiges Bärenleben vorbereitet. Dies ist deshalb nötig, weil die Sterblichkeitsrate bei Neugeborenen relativ hoch ist und ein Wurf meist nur aus ein bis drei Jungen besteht.
Das Thema "Panda" wird in Chengdu erwartungsgemäss regelrecht ausgeschlachtet - kein Weg führt daran vorbei:
Zurück in der Stadt sehen wir uns noch das Grab eines mächtigen Generals und späteren Königs der Shu-Dynastie an. Es ist das einzige derartige Mausoleum, das in China freigelegt und restauriert wurde:
Das moderne Tor zur Anlage.
Links die freigelegte Grabkammer, rechts der Herrscher selbst.
Gastronomische Grenzerfahrung
Nach so viel Sightseeing gönnen wir uns am Abend die Sichuan-Spezialität schlechthin: Hot-pot. "Hot" nicht nur deshalb, weil das Ganze heiss auf den Tisch kommt, sondern weil die Suppe, in der die Zutaten gegart werden, mit einer Überdosis Chili versetzt ist! Nur schon der Anblick lässt einem um seine Magenschleimhäute fürchten. Die Sichuan-Küche gilt nämlich - zurecht - als die schärfste Küche Chinas.
Vergesst Fondue Chinoise, Mongolischer Feuertopf und wie sie alle heissen - gegen diesen Höllenkessel kommt kein Gericht an.
Ein wenig skeptisch bin ich noch ...
Aus einer umfangreichen Speisekarte (auf Nachfragen unsererseits wird irgendwo eine handgeschriebene englische Übersetzung hervorgekramt) wählt man Fleisch und Gemüse aus, die man in der Chilisuppe zu garen gedenkt. Da wir von Schweinelunge, Rindernieren und Gänsemägen nicht besonders angetan sind, entscheiden wir uns für dünngeschnittenes, halbwegs mageres Rind- und Schaffleisch. Zusammen mit verschiedenem Grünzeug, Kürbisschnitzen und Blumenkohlröschen wird das Ganze nun gekocht und vor dem Verzehr in einen Sesam-Knoblauch-Koriander-Dip getunkt, was dem ganzen ein wenig die Schärfe nimmt. Zum Glück ist der Topf zweigeteilt: das innere Gefäss enthält eine milde Brühe, damit das Gemüse nicht auch noch scharf daherkommt. Während wir geniessen und schwitzen wie in der Sauna, ist unsere Bedienung, ein knapp 14-jähriger Bursche, stets darum bemüht, dass wir auch nichts falsch machen und es uns an nichts mangelt.
Alles in allem eine köstliche und schweisstreibende Erfahrung. Wir freuen uns bereits auf den Tag danach ...
Energie tanken für die Weiterreise
Auch wenn wir einen buddhistischen Tempel nicht von einem taoistischen unterscheiden können, so lieben wir doch diese besonderen Orte, um uns kurz vor der Hektik und dem Verkehrslärm zurückziehen zu können. Je nach Tageszeit sind die Tempelanlagen stille Orte, wo man kurz zur Ruhe kommen kann. Auch am letzten Tag in der Stadt besuchen wir noch zwei Anlagen, die uns wegen ihrer Parkanlagen, Bonsaigärten, Seerosenteichen und Wandelgängen besonders gefallen.
Nanjiao-Park und Wuhou-Tempel:
An einem Baum kann man Glückswünsche für alle Lebensbereiche - Gesundheit, Liebe, Erfolg im Beruf usw. - aufhängen in der Hoffnung, dass diese in Erfüllung gehen.
Pingpong oder Shufflepuck?
Ausserhalb der Tempelmauern geht es weltlicher zu und her: Essstände reihen sich an Souvenirläden.
Wir schauen einem Kalligraphiekünstler bei der Arbeit zu.
Quinyang-Tempel:
Posted by b.visser 21:49 Archived in China Tagged chengdu giant_panda people's_park qingyang_temple tomb_of_wang_jian wenshu_temple wuhou_temple Comments (0)